Kleines Update :-)



Hallo ihr Lieben,

Ich habe eine Weile nicht geschrieben.
Das ist mein Hinweis darauf, dass in letzter Zeit einfach sehr viel passiert ist! In diesem Post möchte ich euch eine kleine Übersicht verschaffen, über meine letzten Neuigkeiten, Gefühle und Erkenntnisse!

Enjoy ;-) !

PS. Es gibt jetzt auch ein Bilder Update zu aelteren Posts wie "Ankunft" und "Bei Rachel", einfach nochmal reinschnuppern :-)

Vor ca. 2 Wochen (13.August) habe ich eine neue Mitbewohnerin bekommen. Sie heißt Sharon und ist nun auch eine Frewillige hier auf dem Campus. Sie ist Inderin, das verändert vieles! Ich verstehe mich richtig gut mit ihr und wir stellen immer wieder fest, dass wir sehr viel Gesprächsbedarf haben. In der Woche als sie ankam, haben wir fast alle Nächte durchgeredet. Erst gegen 4 Uhr morgens waren wir müde genug, um ins Bett zu gehen.  Und inzwischen hat sich das zu einer Gewohnheit entwickelt.  :-D

Bald darauf rappelt auch schon unser Wecker und wir machen uns fertig für unseren Schulalltag. Sie geht nicht in die selbe Shishya Schule wie ich, sondern eine kleinere Version davon, hier in der Nähe. Dort ist sie Betreuerin für Kinder mit Beeinträchtigungen.

Ich mag sie wirklich sehr und finde es sehr spannend zu sehen wie anders „the indian mindset“ ist. Manchmal gibt es Momente wo wir unsere Reaktionen oder  unser Verhalten nicht ganz verstehen, dann versuchen wir herauszufinden was anders ist und woran es liegt. In solchen Momenten müssen wir uns viel erklären und ich bin dann immer wieder überrascht wie unterschiedlich wir doch sind bzw. das Denken, das wir haben.  Es ist richtig gut für uns beide, weil es uns herausfordert uns selbst besser zu verstehen und unser Verhalten zu hinterfragen. Es fordert uns auch heraus immer offen miteinander zu reden, auch wenn die Situation sehr unangenehm ist.

Ich frage mich wie unsere Werte geprägt sind, weil wir in dem Einen übereinstimmen und im Anderen andere Sichtweisen haben. Das alles ist so aufregend herauszufinden, erfordert aber auch  all unsere Kraft und Geduld. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Gott diese Beziehung echt segnet und sie gute Frucht trägt. Sie tut uns beiden gut, wir werden viel mit uns selbst konfrontiert und lernen das Zusammenleben auf einer ganz anderen Ebene.
Für mich ist diese Beziehung ein echtes Geschenk.

Am Ende der gleichen Woche kam dann auch  Leah zu uns ins Boot. Sie ist die andere Freiwillige, die ich auf meinem Vorbereitungsseminar kennengelernt habe.  


Wir drei leben nun zusammen in einem Appartment. Bevor Sharon kam, zog ich in ein etwas größeres Appartment. Ich verbachte das ganze Wochenende damit,  die Räume zu gestalten und ihnen neuen Sinn zu geben. Ein Schlafzimmer transformierte ich in unser persönliches Büro, eine Abstellkammer transformierte ich in einen Gebetsraum.  Den Raum nenne ich : „War Room“! ;-)
Das Appartment mit uns dreien ist nun vollkommen und schön,  weil es belebt ist und jeder von uns seine kreative Spur in unserem Zuhause hinterlässt. Ich liebe es sehr. Ich komme wirklich gerne nach Hause.

Ich genieße meine Zeit hier und eine Woche vergeht für mich wie ein Wimpernschlag. Die Tage sind so erfüllt von Emotionen, Begegnungen und verschiedenen Aktivitäten, dass ich kaum bemerke wie die Zeit vergeht!

Hier zu sein und den Menschen hier zu begegnen hat mir vor Augen geführt, was Priorität in meinem Leben hat.  Gleichzeitig habe ich erkannt wieviel Energie und Zeit ich in Deutschland für Dinge aufgebracht haben, die keine Frucht tragen.

Einige von euch sehen oder erinnern sich an mich als einen Menschen der gerne (zuviel) nachdenkt, viele Fragen stellt, in Philosophie aufgeht.

Hier zu sein hat mir vor allem vor Augen geführt,  wie unbedeutend Philosophie in meinem Leben ist und wie fruchtlos es ist, darüber nachzudenken und in einem Fragenmeer zu verzweifeln!
Wenn ich den Menschen hier begegne, sprechen wir über so viel Bedeutsameres! Darüber, wie wir anderen eine Freude machen können, uns gegenseitig unterstützen, darüber wie Gott in unserem Leben wirkt und was wir mit ihm alles schon erlebt haben.  Diese Fragen und Gedanken haben einfach so viel mehr Substanz als  Fragen wie, ob Geist ein Geschlecht hat oder nicht. 
Hier beeindrucke ich keinen mit Fragen, auf die ich unmöglich eine Antwort finden werde und auch weiß, dass das nicht meine Aufgabe ist. 
All die Gedanken, die ich hatte, all die Fragen die mich beschäftigt und eingenommen hatten, zu wissen was richtig oder falsch, was das Wahre, Schöne und Gute ist, sie alle werden hier zu Staub.  Ich habe festgestellt, sich über solche Dinge den Kopf zu zerreißen, ist ein Luxusphänomen unserer westlichen Kultur. Wenn ich die Möglichkeit habe einen Menschen näher kennen zu lernen und zu erfahren, was ihn bewegt und wo er in seinem Leben steht, was er braucht und wie ich ihn vielleicht ermutigen kann nächste Schritte zu gehen, erscheint es mir ziemlich verschwenderisch darüber zu philosophieren wie Albert Camus einen Helden beschreibt. 
Das ist der Grund warum ich in manchen Begegnungen einfach nicht weiß, was ich sagen soll, weil ich so gewohnt daran war über all diese Dinge zu sprechen, die eigentlich kein Fundament haben.

Aber auch die Anwesenheit von Leah hat mir zu verstehen gegeben, wie sehr ich mich gedanklich von dem Leben, das ich in Deutschland distanziert habe. Ich habe mich so daran gewöhnt hier zu sein! Es gibt kaum etwas, das ich vermisse. Nicht einmal meine Privilegien.

Indien war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, weil es eine Herzensentscheidung war, bei der Gott voll hinten dran stand!  Nicht ein Tag vergeht an dem ich es bereue hier zu sein! Und Es gab auch nie einen Tag, an dem ich mir gewünscht hätte, irgendwo anders zu sein als hier, zu Hause.




Kommentare